Mondfinsternis - MoFi - Bericht - Juni 2011 - 15.06.2011- Totale Mondfinsternis 2011
RED MOON RISING

TOTALE MONDFINSTERNIS AM 15.06.2011

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Murmelnden Menschen, zwitschernde Vögel - aufgenommen während der Beobachtung auf dem Alten Zoll.

SO WAR ES GEPLANT

Eine Mondfinsternis am blauen Dämmerungshimmel, ob nun partiell oder total, verspricht immer interessante Fotomotive. Das galt hier in Bonn insbesondere für die MoFi am 15.06.2011, sollte doch der total verfinsterte Mond für Beobachter an der Rheinpromenade knapp über dem Siebengebirge stehen. Eine Probebeobachtung anlässlich des Juni-Vollmondes 2010 bestätigte diese verlockenden Aussichten.

Mondaufgang über dem Siebengebirge am 26.06.2010, aufgenommen am Bonner Rheinufer einige hundert Meter südlich vom Alten Zoll
Mondaufgang über dem Siebengebirge am 26.06.2010 um 22:25 MESZ, aufgenommen am Bonner Rheinufer einige hundert Meter südlich vom Alten Zoll.

Die Volkssternwarte Bonn plante zu dieser MoFi eine öffentliche Beobachtung, welche - wie im August 2008 - auf dem Alten Zoll stattfinden sollte. Von diesem bekannten und beliebten Aussichtspunkt bietet sich fast der gleiche Blick wie vom darunter gelegenen Ufer aus. Es sprach also alles für eine Teilnahme an der Veranstaltung, um die geplanten Fotos vom Roten Mond über dem Siebengebirge machen zu können. Und natürlich stand auch wieder ein Livebericht via Twitter auf dem Programm.

UND SO IST ES GEKOMMEN

Die Beobachtung von genau vorherberechenbaren Ereignissen wie Mond- und Sonnenfinsternisse lässt sich hervorragend planen. Weniger planen lässt sich das Wetter. Die Aussichten für Bonn sind am Tag vor der Finsternis eher bescheiden; im Westen Deutschlands soll im Laufe des Finsternistages (Mittwoch) Bewölkung aufziehen. Die kommt dann auch, allerdings sind immer wieder sonnige Abschnitte dazwischen. Nach diversen Wettermodellen, welche allerdings bereits in der Nacht zuvor berechnet worden sind, erscheint ein Ausweichen in die Rhein-Main-Region zeitweilig erwägenswert. Doch dann zeigen die aktuellen Satellitenbilder am späten Nachmittag eine beginnende Wolkenauflösung von Westen her. Noch interessanter ist eine ausgedehnte wolkenfreie Zone, welche von der belgischen Küste her in unsere Richtung zieht. In diesem Bereich scheint es auch kaum Zirren zu geben. Das ist wichtig, denn selbst dünne hohe Bewölkung würde vollkommen ausreichen, um im Zusammenspiel mit der Extinktion den extrem lichtschwachen "Blutmond" in Horizontnähe ganz verschwinden zu lassen. Als der Aufklarungsbereich gegen 21:00 Uhr bereits bis in den Aachener Raum vorgestoßen ist, können wir einigermaßen zuversichtlich sein, dass Bonn zum gewünschten Zeitpunkt - etwa 22:30 Uhr - gute Beobachtungschancen bieten wird. Wir machen uns also auf den Weg zum Alten Zoll, wo bereits einige Mitglieder der Volkssternwarte Bonn sowie etwa 20 Interessenten versammelt sind.


Kurz vor Sonnenuntergang
Ein erster Blick vom Alten Zoll auf das Siebengebirge, aufgenommen um 21:41 MESZ, 5 Minuten vor Sonnenuntergang.

Es ist zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich schwül, und es gibt einiges an konvektiver Bewölkung. Nach und nach kommen immer mehr Leute hinzu, kurz nach 22:00 Uhr sind es etwa 70 Personen.


Viel Interesse an der öffentlichen Beobachtung
Viel Interesse an unserer Aktion und gute Laune trotz bewölktem Himmel (22:12 MESZ).
Das Siebengebirge in der "Blauen Stunde"
Das Siebengebirge in der "Blauen Stunde" (22:16 MESZ).

Allmählich macht sich von Westen her der erwartete Aufklarungsbereich bemerkbar, doch zugleich nimmt die niedrige Bewölkung wieder zu; weniger direkt über uns als im Norden und im Süden, wo der Mond steht. Schuld daran ist vermutlich die abendliche Abkühlung, welche jetzt einsetzt und in der feuchten Luft unvermeidlich das Auskondensieren von Wolken zur Folge hat. Trotzdem ist die Stimmung gut, und von den Mitarbeitern der Volkssternwarte wird so manche astronomische Frage beantwortet. Zwischendurch bietet sich immer mal wieder die Gelegenheit zu dem einen oder anderen pastellfarbenen Stimmungsfoto.


Pastell-Himmel über dem Beueler Rheinufer
Pastell-Himmel über dem Beueler Rheinufer (22:37 MESZ).

Um 23:03 Uhr endet die totale Phase der MoFi, ohne dass der Mond sich sehen gelassen hat. Immerhin macht sich jetzt im Westen und Südwesten sehr viel klarer Himmel bemerkbar, weshalb wir erwarten, wenigstens von der ausgehenden partiellen Phase noch etwas mit zu bekommen. Doch zunächst zieht der angekündigte Überflug der ISS alle Aufmerksamkeit auf sich. Für viele hier ist es offenbar das erste Mal, dass sie dieses auffällige Objekt bewusst wahrnehmen.


Strichspuraufnahme der ISS
Strichspuraufnahme der ISS, der helle Stern links oben ist die Vega (23:13 MESZ).

Während noch über das Thema ISS diskutiert wird, taucht mit einem Mal der partiell verfinsterte Mond in einer kleinen Wolkenlücke auf. Jetzt zeigt sich ein Nachteil unseres Beobachtungsortes: Südlich des Alten Zolls stehen hohe, weit ausladende Bäume, welche den bereits weit nach Süden gewanderten Mond halb verdecken. Von der Nordost-Ecke der Bastion ist es noch etwas besser; Angi und ich entscheiden uns aber, gleich zum Rheinufer hinunter zu gehen, wo wir bis zum Ende der Finsternis einen freien Blick zum Mond haben werden. Als wir unten ankommen und das Stativ wieder aufgebaut ist, haben die Wolken den Erdtrabanten erneut geschluckt. Kurz darauf lässt er sich wieder sehen, verschwindet wieder, taucht kurz auf ... es bieten sich gerade so die Gelegenheiten für ein paar Fotos und eine kurze Videosequenz.


Der partiell verfinsterte Mond
Der Mond lugt zwischen den Wolken hervor; die rechte Seite steht noch im Kernschatten der Erde (23:42 MESZ). Belichtungszeit 1 Sekunde.
Der partiell verfinsterte Mond
Kein modernes Gemälde mit Pastellfarben, sondern ein Foto mit sehr kurzer Belichtungszeit (1/200s), auf dem erst eine Bildbearbeitung den Mond deutlich sichtbar werden lässt (23:55 MESZ).

Inzwischen sind einige weitere Leute vom Alten Zoll heruntergekommen. Als der Mond kurz vor Mitternacht wieder einmal hinter einer Wolke verschwindet, macht sich Aufbruchsstimmung breit, die Kameras werden eingepackt. Und kaum ist dies geschehen, kommt der Erdtrabant wenige Minuten vor Ende der Kernschattenfinsternis erstmals für längere Zeit zum Vorschein. Die Geräte werden nicht mehr ausgepackt; wir schauen uns den Mond, der jetzt hinter dünnen Zirren steht, einfach nur in Ruhe an. Auch der verbleibende Beleuchtungsdefekt zu Beginn der ausgehenden Halbschattenphase ist gut zu beobachten. Gegen 00:15 machen wir uns schließlich auf den Heimweg. Nachdem ich Angi nach Hause gebracht habe, packe ich das Stativ doch noch einmal aus. Obwohl der Mond noch im Halbschatten steht, ist davon visuell nichts mehr erkennbar. Es ist jetzt ein ganz normaler, extrem tief stehender, von letzten Wolken umspülter Vollmond.


Stimmungsbild zum Ende der Halbschattenphase
Stimmungsbild gegen Ende der nicht mehr wahrnehmbaren Halbschattenphase (00:38 MESZ).
Vollmond
Der fast wolkenfreie Vollmond (00:41 MESZ).